Unser Helfendeneinsatz beim Deutschen Evangelischen Kirchentag 2025 in Hannover

Nach dem Kirchentag ist vor dem Kirchentag, dachten wir uns als wir beim Abschlussgottesdienst zum Kirchentag 2023 in Nürnberg spontan eingesetzt wurden, um die zehntausenden Teilnehmenden durch die enge Altstadt zu manövrieren. Die Seile und Absperrbänder waren aus und wir griffen zu unseren Halstüchern und Kluften, um Durchgänge und Wege zu kennzeichnen. „Wo geht’s denn nächstes Mal hin?“, fragte jemand aus meiner Helfendengruppe. „Nach Hannover!“, er widerte ich. Dort waren viele von uns noch nicht, insbesondere nicht zu einem Kirchentag. Der allererste Kirchentag im Jahr 1949 fand damals in Hannover statt und nun, zum 75. Geburtstag des Kirchentags, welcher im vergangenen Jahr gefeiert wurde, sollte der Kirchentag nun also wieder genau dorthin zurückkehren. Also: So viele Gründe dann im Jahr 2025 nach Hannover zu fahren!

Wir waren alle schon sehr gespannt und viele aus meiner Helfendengruppe haben auch direkt zugesagt. Zudem kamen noch ein paar neue Gesichter hinzu; auch Freunde, die zwar bereits als Teilnehmende, aber noch nie als Helfende dabei waren. Unsere Gruppe, die vor vielen Jahren (im Jahr 2003) einst nur aus Personen unseres Stammes Gelnhausen und kurz darauf unserer Region Main-Kinzig bestand (die damals noch etwas anders hieß), wuchs in den letzten Jahren zu einer bunten Gruppe von VCPlern und Nicht
Pfadfindern. Mittlerweile kommen wir berufs- und studiumsbedingt aus allen Ecken Deutschlands.

Am 29. April 2025 ging es also los. Helfendengruppen reisen üblicherweise bereits am Dienstag an, weil es am Mittwoch zur Eröffnung dann die ersten Einsätze gibt. In Hannover angekommen wurde man teils von Chören und Bläsern begrüßt, die spontan ein kleines Konzert schon am Bahnhof gaben. Als erstes ging es dann für uns zum Helfendentresen, an dem sich alle Helfendengruppen anmelden müssen.
Erstes Learning in Hannover: Die Züge, die hier rumfahren, sehen aus wie Straßenbahnen und erfüllen auch diesen Zweck, werden aber mit U abgekürzt. Alles klar… also ab in die U8 zur Messe Nord. Am Helfendentresen wurden wir freundlich begrüßt, haben unsere Ausweise, Halstücher, Shirts und ein kleines Infoheft (den Helfendenkompass) erhalten und machten uns dann auf den Weg zu unserem Quartier, in dem wir für die nächsten fünf Nächte übernachten durften. Die Quartiere für die Helfenden sind üblicherweise immer Schulen und man schläft in Klassenräumen auf seiner Isomatte. Waschräume und Duschen gibt’s in der Sporthalle und das Frühstück in der Mensa der Schule. Geleitet und organisiert wird das alles in dieser Zeit ebenfalls von Helfenden, den Quartiermeistern. Zu unserer Überraschung hatten die Schüler der Schule als wir ankamen noch bis spät nach mittags Unterricht. Also haben wir ein bisschen gewartet, bis sich die Quartiermeister selbst eingerichtet hatten und wir in unser Quartier bzw. Klassenzimmer einziehen konnten. Ein Schüler hat sich bei mir ganz herzlich bedankt, dass wir da sind und dass der Kirchentag in Hannover stattfindet, weil er und seine Kumpels jetzt ein paar Tage frei
haben. Jeder freut sich eben auf seine Weise über den Kirchentag. Als wir kurz gewartet haben, war ein Kamerateam eines Fernsehsenders vor Ort und hat eine kurze Reportage über die Helfen den und das Quartier gedreht. Wir wurden angesprochen und hatten so schon ganz ungeplant unseren ersten Einsatz: Kompetent rumstehen und uns geschäftig unterhalten, damit sie uns dabei filmen können :-). Am ersten Abend hatten wir vor Ort an der Messe dann noch ein kurzes Treffen mit unseren Objektleitungen (OL), bei denen wir in den nächsten Tagen eingesetzt sein sollten: Wir haben uns „Tür und Tor“ gewünscht. Dort waren wir mit weiteren Helfenden aus ganz Deutschland ein gesetzt, unter anderem auch vom VCP Hessen.

„Tür und Tor“ (kurz: TuT) sind die Leute, mit denen alle Kirchentagsteilnehmen den und die Mitwirkenden üblicherweise zuerst zu tun haben, denn wir kümmern uns um den Einlass zum Messegelände (Tür) und um die Fahrzeuge von Mitwirkenden, die ihre Messestände auf- und wieder abbauen wollen (Tor). An der Tür müssen Ausweise und Eintrittskarten kontrolliert und Besucherströme reguliert werden. Am Tor werden Fahrzeuge auf das Gelände und teils auch auf Ausweichflächen und Parkplätze geleitet, und wir passen auf, dass sie sich nicht gegenseitig schubsen und nichts passiert. Auf dem Kirchentag gibt es viele Einsatzbereiche für Helfendengruppen: Vom Ordnungsdienst (OD) über Schalverspendung, Infostände, Einsätze am „Abend der Begegnung“, einem großen Stadtfest, welches zur Eröffnung immer mittwochs in der ganzen Innenstadt stattfindet, TuT, Helfendenverpflegung vor Ort, usw. Bei vielen dieser Bereiche
haben wir an den vergangenen Kirchentagen bereits geholfen und dieses Jahr durften wir wieder bei TuT dabei sein. Juhu!

Nachdem wir am Mittwoch die Mitwirkenden mit ihren Autos zum Aufbau geordnet reingelassen haben, waren wir an den Folgetagen am Eingang zum Messegelände eingesetzt. Wenn Veranstaltungen auf dem Programm standen, bei welchen bekannte Persönlichkeiten aufgetreten sind, war der Andrang natürlich groß. Aber auch hier ging es trotz Ticket- und Sicherheitskontrolle immer binnen weniger Minuten weiter. Die allermeisten der Teilnehmenden und Mitwirkenden hatten hierfür viel Verständnis. Sie haben
sich bei uns und den anderen Helfenden regelmäßig für unseren Einsatz bedankt, waren gut gelaunt und haben uns sogar Süßigkeiten geschenkt. Nur bei einigen wenigen Personen musste man ganz im Sinne der Losung des diesjährigen Kirchentags „mutig – stark – beherzt“ an die Sache herangehen und mit ihnen freundlich und sachlich nochmal kurz den Grund sowie den  Sinn und Zweck einer Warteschlange bei Großveranstaltungen erörtern ;-).

Mit unseren Objektleitungen hatten wir großes Glück: Sie waren super nett und sympathisch und sollten mit ihrer Ankündigung zu Beginn recht behalten: TuT ist eine sehr abwechslungsreiche und spannende Tätigkeit, macht richtig Spaß und es wird nie langweilig. Oder anders: #TuTtutgut. Zwei unserer OLs, Rike und Nadine, unsere „Helfa-Elfen“, starteten regelmäßig ihre „Riegelrakete“, zu der es so gar einen eigenen Song gibt. Das war ein Fahrrad, gut bestückt mit Getränken, Keksen, Schokolade, Popcorn und Chips; also allen gesunden Dingen, die man braucht, um bei guter Laune zu bleiben. Damit fuhren sie immer wieder zu ihren TuT-Helfenden, fragten, ob alles okay ist und gut läuft, und versorgten uns mit allerlei Leckereien. Zum Glück hatten wir auch ein Funkgerät, mit dem man im Regelfall natürlich nur wichtige TuT Angelegenheiten mit den OLs klären soll, aber im Notfall auch Schokolade ordern kann (und solche Notfälle gibt es nun mal!).

Wie üblich auf dem Kirchentag, kommen einige hohe Persönlichkeiten vor bei, die einem über den Weg laufen oder bei deren Auftritten man sogar eingesetzt ist. So hat beispielsweise Professor Heinrich Bedford-Strohm (Vorsitzender des Zentralausschusses des Ökumenischen Rates der Kirchen) in einer Pizzeria am Nachbartisch gesessen, und auch beim zentralen Messeeingang war natürlich die Chance groß, noch weiteren Personen zu begegnen. Während unseres Einsatzes durften wir Tickets von Personen aus Kirche, Politik, und Gesellschaft kontrollieren, die man sonst nur aus den Medien kennt, und sogar VIPs wie unser Jugendbildungsreferent des VCP Hessen (sprich: Jakob) kam vorbei! Wie aufregend, diese Personen mal live und in Farbe zu sehen! 😉


Die Tage vergingen, die Stimmung blieb auf dem gleichen, euphorischen hohen Niveau wie am Anfang; auch wenn die Nächte – wie üblich für eine Pfadfinder Veranstaltung– eher kurz waren. Das hatte aber nichts mit langen oder zu späten Einsätzen zu tun, sondern lag schlicht und ergreifend daran, dass wir nach unseren Diensten die Stadt und den Kirchentag auch selbst noch erkunden und erleben wollten. Schließlich besteht das Helfenden-Dasein nicht nur aus Einsätzen, sondern auch aus Freizeit: Mit dem Helfenden-Ausweis darf man nämlich auch am gesamten Programm teilnehmen und alle Bereiche betreten. So waren wir unter anderem beim großartigen Open-Air Konzert des Musikkabarettisten Bodo Wartke auf dem Opernplatz und bei Dr. Eckhard von Hirschhausen in einer Messehalle. Die Taizé-Nacht war leider (erwartungsgemäß) überfüllt, ist aber ansonsten eine ganz wundervolle Veranstaltung, die regelmäßig auf dem Kirchentag einen ganz besonderen Rahmen erhält. Legendär ist auch immer die VCP-Singerunde, welche üblicherweise am Freitag Abend in einem großen Veranstaltungszentrum stattfindet, damit die vielen hundert VCPler auch Platz finden. Sie bringen ihre Instrumente mit, musizieren und singen. Wer sich lieber unterhalten und den Abend etwas ruhiger genießen möchte, darf das natürlich auch tun. Wir haben hier, aber auch auf dem gesamten Kirchentag, viele alte Freunde wieder gesehen und neue Freundschaften geschlossen.

Kirchentag ist jedes Mal aufs Neue etwas ganz Besonderes und es macht immer wieder Spaß bei einer so großen Veranstaltung mitarbeiten zu dürfen, die Organisation und Logistik mitzuerleben und mitzugestalten, und so viele freundliche und beherzte Menschen zu erleben. Außerdem lernt man eine Stadt kennen, in der man vorher vielleicht noch nie war, oder kommt wieder an Orte zurück, die man schon lange kennt und liebt und immer wieder gerne besucht.

Nach dem Kirchentag ist vor dem Kirchentag! Und wo geht’s nächstes Mal hin? Nach Düsseldorf! Bereits beim Abschlussgottesdienst in Hannover wurden die kulinarischen Besonderheiten von Düsseldorf beworben und darauf hingewiesen, dass dies ja auch die

„Stadt der Toten Hosen“ sei. Ob das ein musikalischer Hinweis auf ein Großkonzert ist? Mal schauen! Wir werden es erleben, denn wir sind im Jahr 2027 sehr gerne wieder als Helfendengruppe mit dabei!

Christoph Böttge (Boffi)
VCP-Stamm „Barbarossa“ Gelnhausen
Region Main-Kinzig

Dieser Beitrag wurde unter Aktuelles veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert